Samstag, 9. Januar 2010

Ein kräftiges Moi Moi aus dem Südwesten des hohen Nordens.

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Nachdem ich die erste Woche eigentlich schon so gut wie hinter mich gebracht habe, stellt sich mir die Frage, mit welchem Volk bzw. mit welcher Kultur ich es hier zu tun habe. Falls sich das negativ anhört, dem ist nicht so. Ich bin überglücklich in der eisigsten Kälte gelandet zu sein und schreie begeistert „Die spinnen, die Finnen!“.

Ich hab mir so oft gedacht, wie kann ich es denen, die all dies hier nicht erleben, vermitteln wie lustig aber dennoch interessant dieses Volk ist. Heute, am letzten Tag unserer „Orientation days“ bekamen wir eine Einführung über das „Finnische Leben“. Da ich so einige Male nicht nur von den getätigten Aussagen einen lautlosen Lachanfall bekommen habe, werde ich euch einfach schildern was ich heute erfahren und auch schon in dieser Woche gelesen oder an der eigenen Haut gespürt habe. Ich hoffe, dass ihr auf diesem Wege spürt und erfährt mit welchem interessanten Volke ich es auf mich genommen habe und glaubt mir, es erwarten euch die einen oder anderen Schmankerln.

Mich erinnerte diese Einführung ein wenig an ein Blatt Papier, auf dem in wenigen Punkten gewisse Kulturelle Aspekte, Regeln und Gewohnheiten der Österreicher in einem Innsbrucker Hotel für Reisende aufgelistet war. Wobei ich sagen muss, dass diese Einführung sicherlich viele interessante Aspekte beinhaltet. Jedoch tu ich mir immer schwer mit solch objektiven Erzählungen die man eventuell auch googeln könnte. Wie auch immer, die nächsten Sätze werden euch Finnland näher bringen und über dies freue ich mich wahnsinnig.

Finnischer Lifestyle Part I:

Ohne über die Finnen schimpfen zu wollen, habe ich es sehr amüsant gefunden, dass die Präsentation damit begonnen hat, in welchen Gebieten die Finnen am Besten sind. Nur um es vorweg zu nehmen, sie sind eigentlich überall die Besten, zumindest wenn nicht die Besten dann auf Platz 2 oder 3 AUßER … (das erzähl ich euch noch später). Nun ja, wo sind die Finnen nun Ranglistenanführer… ; u.a. im Bereich der Frauenrechte (finde ich persönlich ja sehr gut), außerdem ist Finnland das drogenfreieste Land Europas, trinken am aller meisten Kaffee (prozentuell aufgerechnet natürlich– und den so stark, dass selbst die Italiener über Magenschmerzen klagen) und meine lieben, sie sind natürlich noch in einem besonderen Gebiet auf Platz eins, auf dem, wie es mir scheint, sie ganz besonders stolz sind. Ihr wisst es alle… genau bei der PISA Studie. Und wisst ihr auch wieso? Ich wusste es bis heute nicht, jedoch bekam ich dank einer netten Dame endlich meine so lang ersehnte Antwort und werde diese ganz vertraulich an euch weiterleiten. Vielleicht wollt ihr die Erkenntnisse ja auch anwenden. (Wobei, ich glaube „jeder“ Österreicher, „jede“ Österreicherin würde schon am ersten Punkt scheitern) Der freundlichen Dame kam dieser nämlich wie aus der Pistole geschossen. „DISZIPLIN!“ Eine wichtige Eigenschaft um überhaupt mal auf Platz 1 kommen zu können. Genau, …außerdem sind die Lehrenden unglaublich gut ausgebildet, denn sie haben alle Master in den Fächern, in denen sie unterrichten (die ist ja auch wirklich ausschlaggebend für eine gute pädagogische Leistung, oder?) Na ja, weil sie den Master haben, bekommen sie auch mehr Geld, sind deshalb glücklicher und dies überträgt sich auf die Schüler. TOLL! Also Herr und Frau Österreicher, jetzt wissen wir was wir zu tun haben, damit unsere Schüler besser lesen können. Aber wenn ihr glaubt, das war alles, habt ihr euch getäuscht, denn jetzt kommt mein persönliches Schmankerl all der Punkte: Ein weiterer ausschlaggebender Grund, wieso man so gut in der Pisa Studie abschneitet, wäre dieser (ich muss noch immer laut lachen): Die Schüler bekommen warmes Essen in der Schule serviert! Das Geheimrezept ist also ganz einfach. Was nützen uns Bachelors, was nützen uns sozialpädagogische Klassenversuche und Käse- oder Wurstsemmeln…, wir müssen umdenken wenn wir Nr. 1 in der Pisa Studie werden wollen. Und da es den meisten Österreicher sowieso egal ist, freuen sich deshalb die Finnen weiterhin darüber, ehrgeizig wie sie sind, es weiterhin überall auf Platz 1 zu schaffen, dass es solche Länder wie unseres es ist gibt. Falls all diese Sätze etwas sarkastisch geklungen habe, tut es mir leid. Ich bin wirklich begeistert von Finnland, dennoch in diesem Punkt mehr von den Schulräumen und dem warmen Essen.



Finish Life Style Part II:

Nun möchte ich euch ein paar Rituale und Festivitäten der Finnen beschreiben. Da es davon einige gibt, werde ich nur die interessantesten hinauspicken. Außerdem zeigen solche Rituale auch einiges von ihrer Lebensweise.


Die meisten Finnen behaupten, dass der Jänner der kälteste Monat des Jahres sei, ab und zu auch der Februar. So gab es Jahre in denen die Temperatur selbst in Turku Anfang Februar auf -30° gesunken ist. Ich hoffe einfach, dass der Klimawandel dieses Jahr Turku soweit trifft, dass dies nicht geschieht. ;) (Ich bin bei Greenpeace) Dieses Jahr ist aber leider schon, was die Temperaturen betrifft, viel zu extrem um sagen zu können, dass der Februar mild werden wird. Man hatte seit 8 Jahren keinen Schnee mehr in Turku und das der Fluss zugefroren ist (zumindest annähernd) kam auch schon relativ lange nicht mehr vor. Wenn das mit den Temperaturen so weiter geht, so werden wir bald darauf gehen, Langlaufen und Schlittschuh fahren können. Maria, meine Tutorin erzählte uns, dass es vor einigen Jahren einen so eisigen Winter gab, dass man sogar mit dem Auto über den Fluss raus aufs Meer nach Åland fahren konnte. Heute habe ich schon Langlauf- sowie Fußspuren am zugefrorenen Fluss entdeckt, wer weiß… !Aber neben dem Eislaufen haben die Finnen ja noch ganz andere Rituale die in der Kälte mehr oder weniger Spaß machen können. Da wäre zuerst mal das Eisbaden und zu diesem gehört auch der Saunagang davor. Angeblich soll dies ja ziemlich gesund sein und das Wohlbefinden stärken. Ich zweifle dies jedoch bei solchen Temperaturen ein wenig an, vor allem deswegen, weil diejenigen die es bis jetzt gemacht haben (es gibt da ein paar wahnsinnige Erasmusstudenten) mittlerweile mit einer ordentlichen Verkühlung im Bett liegen. Weil wir gerade bei Krankheiten sind. Auch in diesem Bereich sind die Finnen „vorbildlich“ und genau. So bekam jede/r Finne die gratis Impfung gegen die Schweinegrippe und dies war mehr oder weniger verpflichtend. Dafür lag nach den Impfungsperioden halb Finnland krank im Bett. Uns Studenten ist es auch empfohlen worden, uns impfen zu lassen. Wobei auch dazu gesagt geworden ist, dass die Grippe schon vorbei ist. Also, alle Studenten die gerne etwas gratis bekommen, werden am 25. Jänner in das Health Care Center der Universität stürmen. Gratis ist schließlich gratis und das gibt es in Finnland sehr selten. ;) Nun ja, zurück zum Eisbaden und zum saunieren. Wir haben hier in unserem Studentenheim auch eine Sauna die zu gewissen Tageszeiten und Wochentagen gratis benutzbar ist. Interessanterweise, dürfen die Männer länger in die Sauna gehen als wir Frauen. Aber, eine Nachricht für alle die, die gerne mit dem anderen Geschlecht in die Sauna gehen. Es ist nicht so streng getrennt, wie es mir vorab berichtet worden ist. Und wenn man dann schon mal in der Sauna sitzt, kann man auch hier gleich schauen, wer der oder die Beste im saunieren ist. Ich weiß leider nicht, wer mit wie viel Grad den Rekord hält, aber es ist weit über 80 ° und diesmal endlich +! Das Eisbaden hingegen ist dann etwas kürzer und kälter, der Rekord liegt zwischen 20 – 30 Sekunden, ich persönlich würde ja schon 5 Sekunden ziemlich gut finden, aber ich geh ja auch nicht bei -12 ° mit Ballerinas, Handschuh und Haubenlos durch die Stadt. Aber es wird ja wärmer… und so eine Übergangsphase findet im März statt. Da deswegen meistens nicht los ist, stürmen die Leute die vorhandenen Eishockey Stadien und die sind wirklich groß. Da ich ja kurz vor meiner Abreise das erste Mal im *haha* „Sankt Liebenau“, wie es die eingesessenen Fans nennen, war, werde ich mir das Spektakel, ein wirkliches Eishockey Spiel mit 10.000 Zuschauern nicht entgehen lassen. Vor allem bin ich schon auf die Stimmung gespannt, denn wenn man nach dem Gemüht der Finnen geht, dann werden sicherlich keine Rufe wie „Sitz du Sau“ (Ich entschuldige mich für diese Wortwahl copyright bei den Fans der 99ers) fallen. Nun ja. Angeblich ist vor allem die Mannschaft von Turku ziemlich gut, abgesehen von all den anderen Finnen. Und jetzt da ich gerade beim Sport bin darf ich euch endlich sagen, wo die Finnen einmal nicht die Besten sind. Nämlich im Fußball. Ja, Finnland war noch nie bei einer Weltmeisterschaft geschweige denn bei anderen großen Fußballwettkämpfen dabei. Tja… man kann eben nicht überall gut sein. ;) Aber, jetzt kommt das aber, die werte Dame die die Präsentation gehalten hat fügte auch dazu, dass es auch drei, vier wirkliche sehr gute Spieler gab. Nun ja, aber mit diesen bildet man schwer eine Fußballmannschaft.

Da ich auch jetzt schon mit hunderten von Wörtern überflutet habe, werde ich in den nächsten Tagen mit meiner Einführung fortfahren.

Nur noch kurz… mir geht es wirklich sehr, sehr gut hier. Ich fühl mich total wohl und bin schon in meinem neuen Leben angekommen. Meine beiden WG Mitbewohnerinnen sind wirklich lieb und ich freu mich auf alles was kommt. Ich genieße jede Busfahrt in die Stadt und die Eindrücke die ich auf den Wegen sammeln kann. Die Menschen beobachten zu können macht mir unglaublich Spaß und so entdeckte ich auch schon die eine oder andere Ähnlichkeit gewisser Personen mit „Wicki und die starken Männer“ - Charaktere. „Entzückend!“ Mit dem Englisch geht es wirklich sehr gut voran und deshalb entschuldige ich mich schon jetzt für einige Rechtschreibfehler. In zwei Tagen habe ich meine erste Einheit Schwedisch, auf die ich mich unglaublich freue. Ja und für all die, die glauben ich hab sicherlich die letzten 5 Tage auch mit den einigen oder anderen Partys ausgenützt, täuschen sich. Ich hatte erst einmal für eine halbe Stunde die Ehre. Denn… ich möchte meine Energie vor allem jetzt, wo alles neu und interessant ist mit anderen Dingen nutzen. Aber, ich glaube, es ist nur eine Frage der Zeit bis man mitgerissen wird von all den anderen Menschen, die, so habe ich das Gefühl, nur wegen zwei Sache da sind: Party und Reisen!(Was eigentlich sehr gute und lebenswerte Gründe sind)

Viele herzliche Grüße von mir und bis ganz ganz bald.

Eure Nina


Gebäude der Universität (Im Uni - Viertl):



Päivenpaiste: Im mittleren Haus wohne ich, 2 Stock


Ausblick aus meinem Zimmer um 10 Uhr morgens:


Morgendliche Eindrücke: 8 Uhr




Kinder genießen den Schnee:

1 Kommentar:

  1. yeah!!

    endlich wieder was zu lesen... weiß ja sonst nicht was ich um 7:30 in da arbeit anstellen soll ;)

    klingt ja super - lustiges völkchen

    und, ist in deiner WG auch platz für besuch? :)

    liebe grüße aus dem auch kalten, aber nicht so winterlich idyllisch wirkendem wien,
    alex

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