Mittwoch, 27. Januar 2010

Sonne, Schneesturm, -19°, +4 °...


Hej!






Ja, ich weiß, ich war nachlässig mit meiner Berichterstattung...! Doch ich muss zu meiner eigenen Verteidigung gestehen, dass ich anscheinend schneller als gedacht angekommen bin! Ich würde euch gern jede Kleinigkeit die mich an diesem Land fasziniert erklären, aber dies würde Seiten lang, wenn nicht sogar eine Romanvorlage werden.


Finnland, so scheint es mir, ist ein Land, das man nicht hassen kann, aber auch nicht NUR lieben. Es ist die Ausgeglichenheit die man hier empfindet. Selbst wenn man nach fast einem Monat kein Sonnenlicht gesehen hat und man sich danach sehnt, erfüllen einem kleine andere Naturereignisse mit Staunen und Glück. Ein Beispiel dafür:
So war es an einem kalten, wirklich eisig kalten Nachmittag, an dem der Schnee von allen Seiten auf uns zu kam, nach 4 Stunden Schneegestöber machten wir uns auf dem Weg zum Bus, vorbei am Dom von Turku... das Tolle daran war, dass dieser komplett eingeschneit in seiner Pracht vor uns stand. Erstaunlich, wie schön Kirchen sein können.

Auch die Universität wird fleißig besucht, natürlich, schließlich bin ich ja zum studieren hier her gekommen "natürlich!" Ich habe die Ehre, bei einem bekannten Cultural Studies - Forscher aus Australien einen Kurs zu belegen. Diese Ehre ist aber auch gleichzeitig eine persönliche Überwindung, denn nach der ersten Einheit wäre ich am liebsten wieder in einer Vorlesung von der sehr geschätzten Fr. Dr. Prof Schrutka - Rechtenstamm aus Graz gesessen, bei der ich wenn ich körperlich und geistig anwesend war jeden Satz annähernd verstanden habe. Und die Unverständlichkeit lag auf beiden Seiten, so ging es auch anscheinend dem Professor mit mir Anfangs nicht besser. Aber nach den anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten und der Anfreundung mit dem australischen Dialekt sitze ich begeistert im riesigen Hörsaal und staune wie gut man unterrichten kann... wie schnell die Zeit vergehen kann...
Ich finde das Universitätssystem auf der Abo Akademi (Schwedische Uni) sowieso sehr gut. Man MUSS (ja richtig gelesen, MUSS), den/die ProfessorIn mit dem Vornamen anreden und man wird als StudentIn hier wirklich sehr gut behandelt und respekiert. Ich kann schon verstehen, dass abgesehen vom warmen Essen aus gewissen Gründen die Skandinavier im Ausbildungssystem besser sind. Man nimmt sich hier nämlich die Zeit sie gut auszubilden, das hier, ist keine Abfertigung. Trotzdem bin ich froh, wenn ich nicht so viel Zeit am Universitätsgelände verbringen muss. Neben dem Cultural Studies und meinem Schwedisch Kurs beginnt nächste Woche auch mein erster Kurs vom Institut für Nordic Folkloristics.
Ja, Schwedisch... ich sage es nur ungern, aber ich versuche manchmal das Finnland hier zu ignorieren und mir mein Schweden raus zu holen. Vor allem durch den Schwedischkurs gelingt mir das sehr gut. Ich glaube, ich kann behaupten gute Fortschritte zu machen und verstehe schon Ansatzweise Unterhaltungen, wenn auch nur Ansatzweise... ;) leider ist der Dialekt wie in allen Sprachen eine Barriere.

Viele haben mich gefragt, ob ich nun jetzt mehr mit Einheimischen oder mit ErasmusstudentInnen Kontakt habe. Ich glaube, es ist das Zweitere. Meine hier wichtigste Ansprechperson Ellen ist zwar Finnin und ich bin auch des Öfteren bei ihr und mit ihren Freunden unterwegs, aber die Erasmusgemeinde ist unumgänglich. Und darüber bin ich auch glücklich. "Leider" hat man so das Gefühl, dass hier nur Franzosen und Deutsche sind, auf jeden Fall sind diese in der Überzahl, das macht es nicht immer leicht, vor allem dann nicht, wenn man nicht französisch spricht. Des weiteren habe ich sehr nette Leute aus der Slowakai, Tschechien und aus Bella Italia sowie aus Spanien an meiner Seite die mir das Leben hier, jeder auf seine Art versüßen. Seit ein paar Tagen habe ich auch die Vorzüge des "Student Village" kennen gelernt. Das "Student Village" ist eine unglaublich große Anlage auf dieser tausende von StudentInnen leben und dies auch sehr intensiv. Die meisten meiner Freunde leben hier, was es nicht einfach macht... denn im Gegensatz zu mir haben sie viel mehr Anschluss und Möglichkeiten Kontakte zu knüpfen. Jeden Abend finden in den zahlreichen "Shared Kitchens" Partys und Versammlungen statt, man trifft sich zum alltäglichen Saunagang oder kocht gemeinsam Gerichte. Die letzten Nächte waren deshalb ein wenig schlaflos, dennoch unvergesslich und wunderschön. Da ich nämlich nicht bereit bin 2 Stunden bei - 22 Grad nach Hause zu gehen, mach ich lieber die Nacht durch bis der erste Bus mich sicher in meinen kleinen, warmen 12 m2 absetzt.

Aber auch meine Wohnungslage hat seine Vorteile. Wie schon erwähnt, wohne ich ziemlich nahe am Meer. Gestern nach dem die Sonne für 3 Wochen nicht erschienen ist, machte ich mich mit Matthias (a Tiroler) auf ans Meer. Dieses zu finden war keine leichte Aufgabe da es komplett zugefroren und eingeschneit ist. Aber wunderschön zum anschauen. Menschen gehen am Meer spazieren, Kinder bauen Schneemänner, SportlerInnen gehen Langlaufen und für die wirklichen Finnen unter all den Erasmusstudenten gäbe es auch die Möglichkeit nach dem Saunagang ins eisig kalte Meer zu springen. Ich war von all diesen Schauspielen so begeistert, dass ich fast darauf vergessen habe, meine Finger zu bewegen... diese waren dann für 10 Minuten eingefroren.
Ich freu mich wahnsinnig auf den Sommer, wenn ich all die Schären befahren und bewandern werde. (Sommer = April und Mai)




Jetzt kommen wir schon zum Thema Zukunft. Viel hab ich vor in den nächsten Monaten. Vorgestern habe ich, nach langem hin und her und tagelangen Kopfzerbrechen meinen Trip nach Lappland gebucht. Da Lappland das Kitzbühl in Finnland ist, ist es dementsprechend unverschämt teuer. Jedoch ist Lappland ein klein wenig exotisch und 100%ig sehenswert. Viele meiner Freunde von hier sind auch dabei und so werden wir ab dem 18. März für 6 Tage Hasky und Elchschlitten fahren, Langlaufen, Sauna gehen und wandern. Die anderen werden Skifahren, ich werde fotografieren :)
Doch vor Lappland werde ich im Februar einige Tage in Helsinki verbringen. Meine wunderbare Lisa wird mich auch bald besuchen und wir werden über ein verlängertes Wochenende Riga beehren.
Nach Lappland, also genauer gesagt zu Ostern werde ich mit einigen Freunden von hier nach ST. Petersburg reisen um auch diesen Traum in Erfüllung gehen zu lassen.

Da dies wie ihr auch sicherlich vorstellen könnt nicht wirklich billig ist, wird dort gespart wo es möglich ist. Und das ist nicht beim Essen! Seit dem ich hier bin esse ich das doppelte und dies geht ins Börsal.


Auch die Partys werden hier wirklich so gefeiert wie man sich das von Finnen vorstellt. Ich hatte die Ehre vor einer Woche an einer legendären „Sitz – Party“ teil zu nehmen. Dies bedeutet, eine Woche vorher werden 40 heiß begehrte Tickets an 100 Partylustigen STudentInnen verkauft, was zu viel Drängelei und Tränen geführte.

Jede dieser Partys hat ein Motto, nach dem man sich auch kleiden muss. Dort angekommen, findet man Namenskärtchen am Tisch, was den Vorteil hat, dass man neue Leute kennen lernt und nicht immer mit den gleichen am Tisch sitzt. An diesem Abend ist mir bewusst geworden, was man unter ERASMUS in FINNLAND versteht. Hier gibt es keine Scham sobald das zweite Stamperl Vodka auf EX geleert wird. Ich hatte das Glück neben dem schüchternsten Finnen vom ganzen Saal zu sitzen, der erst mit mir gesprochen hat, nachdem er das 4te Stamperl Vodka getrunken hatte und dann waren es Sätze wie „Drink, you have to drink!“ „SKOL“ oder „Tonight I m getting fucking drunk!“

Bevor man aber zum trinken und zum singen (ist eigentlich der Sinn der Sache)beginnt, werden Regeln aufgestellt, die man natürlich befolgen muss, wenn man nicht Lust hat bestraft zu werden. Wie diese Bestrafungen aussehen, kann man sich in einem Partywütigen Land wie Finnland sicherlich gut vorstellen, ja genau, man muss trinken. VIEL TRINKEN! Ich frag mich nach diesem Erlebnis, wieso man sich das immer und immer wieder antut. Ich für meinen Teil, hatte nach einem 3 tägigen Hangover (Kater) auf jeden Fall genug und werde dieses Event so gut es geht das nächste Mal umgehen. Um euch ein Stückchen zu vermitteln, werde ich ein Video hochladen, dass euch zeigt wie man wirklich feiert. Und ich werde hiermit auch ein Stückchen Klischee weiter vermitteln, zu RECHT!


Um euch nicht weiter mit meinem diesmal etwas sprunghaften Erzählungen zu bombatieren, werden wieder einige persönliche Eindrücke folgen. Einige meiner "Freunde" hier haben beanstandet, dass sie doch auch zu meinem Leben gehören und noch keinen Platz im Blog gefunden haben, dies werd ich, sobald ich von jedem ein Foto im nüchternen Zustand habe, nachholen.
Bis dahin, genießt jeden Augenblick und lebt!

Eure Nina









2 Kommentare:

  1. autsch wahrscheinlich bissl zu viel gefeiert und daher unsere Flagge falsch rum gebastelt ;)

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  2. löl, das mit der flagge wär mir gar nicht aufgefallen (schande über mich)

    aber schön wiedermal was von dir zu hören, und anscheinend gehts dir ja prächtig, auch wenn das bedeutet das du bald pleite bist :)

    also, lern weiter leute kennen und mach die gegend unsicher!!

    lg aus wien,
    alex

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